Landschaftspflegeverband Donau-Ries e.V. · Alemannenstraße 15 · 86655 Harburg/Ebermergen

Moorwiese Lilien

Moorschutz Mertinger und Oberndorfer Ried

Das Projekt

Intakte Moore sind Hotspots der Artenvielfalt und speichern Kohlenstoff. Aus entwässerten Moorböden hingegen entweichen große Menge klimawirksamer Gase, weil sich der über Jahrtausende akkumulierte Torfboden zersetzt. Bayern hat sich daher das Ziel gesetzt bis 2040 55.000 ha Moore durch die Wiederherstellung eines naturnahen Grundwasserstandes zu sichern.

Mit rund 1.300 ha Fläche sind das Mertinger und Oberdorfer Ried die größten Moorgebiete im Landkreis Donau-Ries. Die Torfauflagen sind teilweise noch bis zu 2 m dick. Das Kerngebiet, die Mertinger Höll, ist eines der wertvollsten Moore im gesamten bayerischen Donauraum – und Lebensraum vieler seltener Arten wie Mehl-Primel, Kanten-Lauch, Braunkehlchen oder Riedteufel. Wegen ihrer hohen ökologischen Bedeutung sind die Moore Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

Zum Schutz dieser wertvollen Moorgebiete wurde durch die Regierung von Schwaben ein Projekt gestartet. Mit der Umsetzung wurde der Landschaftspflegeverband Donau-Ries beauftragt. Die Laufzeit des Projektes reicht von April 2024 bis Ende 2028.

Ziele:

  • Pflege und Entwicklung der typischen Lebensräume wie Feucht- und Streuwiesen, um die hohe Artenvielfalt zu erhalten
  • Förderung bedrohter Arten wie Bekassine, Braunkehlchen, Laubfrosch, Mehl-Primel oder „Stromtalveilchen“
  • Verbesserungen des Wasserhaushaltes durch die Wiederherstellung naturnaher Grundwasserstände in abgegrenzten Teilbereichen
  • Etablierung und Förderung einer angepassten, moorschonenden Landnutzung
 
Der Fokus des Projektes liegt auf Flächen in öffentlicher Hand. Maßnahmen auf privaten Flächen erfolgen nur auf freiwilliger Basis.

Projektgebiet und Zielsetzungen

Projektgebiet:

Die Projektgebiet umfasst insgesamt eine Fläche von rund 1.300 km² und gliedert sich in vier Teilbereiche mit unterschiedlichen Zielsetzungen.

Das Mertinger Ried mit dem  Naturschutzgebiet „Mertinger Hölle“ und den Lauterbacher Ruten umfasst die bedeutendsten Niedermoorkomplexe.

Charakteristisch für das Vogelschutzgebiet Oberndorfer Ried sind großflächige Feuchtwiesen-Komplexe sowie größere Weideflächen.

Die kleineren Teilgebiete Langweidle und Osterried weisen ebenfalls noch Torfmächtigkeiten von mehreren Metern auf.

Moorschutz

Moorentwicklung

Moornutzung

Kernbereiche der Moore:

  • Erhalt von hochwertigen Biotopen und seltenen Arten
  • Verbesserung des Wasserhaushalts

     

  • Gebiete: Mertinger Höll, Lauterbacher Ruten

Niedermoorbereiche mit höherem Anteil an „Ökoflächen“ (öffentlicher Besitz/Biotope):

  • Optimierung und Entwicklung von Biotopflächen
  • Verbesserung des Wasserhaushaltes auf Teilflächen
  • Gebiete: 4.Gewanne, Höll NW, Langweidle, Osterried, Oberndorfer Ried

Landwirtschaftlich genutzte Riedgebiete:

  • Förderung einer moorschonenden, torferhaltenden Nutzung
  • Beratung von Eigentümern und Landnutzern
  • Erhalt und Entwicklung von artenreichem Grünland
  • Möglichst (regulierbare) Verbesserung des Wasserhaushaltes auf Teilflächen

Fördermittel:

Das Projekt wird über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Träger des Projektes ist die Regierung von Schwaben. Der Landschaftspflegeverband Donau-Ries ist mit der Projektumsetzung beauftragt.

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Bedeutung von Mooren für die Artenvielfalt und den Klimaschutz

Niedermoore zeichnen sich in naturnahem Zustand durch ganzjährig hohe Grundwasserstände aus. Hierdurch kann sich der anfallende Pflanzenaufwuchs nach dem Absterben nicht vollständig zersetzten. Über Jahrtausend akkumulierte sich somit organisches Material zu Torfschichten, die in intakten Mooren jährlich etwa 1-2 mm anwachsen. Auf diese Weise bildeten sich auch im Projektgebiet Moormächtigkeiten von meheren Metern. Über verschiedene Entwässerungsmaßnahmen wurden die Gebiete ursprünglich für Nutzungen wie den Torfabbau und Wiesennutzung erschlossen. In stärker entwässerten Randbereichen ist aber auch die Ackernutzung heute verbreitet. Die niedrigeren Grundwasserstände geben den Torfboden jedoch der Zersetzung frei, verbunden mit der Emission des darin gespeicherten Kohlenstoffs. Durch diesen kontinuierlichen Schwund des Moorbodens, ist jede intensive Nutzung solcher Standorte nur auf bestimmte Zeit möglich (siehe Untersuchung der LfL zur Endlichkeit von Moorböden). 

Für die Belange des Klima- und Naturschutzes ist es damit zentral zu eine moorschonenden Nutzung überzugehen und verbliebene naturnahe Kernbereiche des Moores wenn möglich zu renaturieren. Aber bereits eine extensive Bewirtschaftung bei nur moderater Entwässerung kann den „Moorschwund“ und die damit verbundenen Emission deutlich senken.

Maßnahmen

Pflege von artenreichen Streu- und Feuchtwiesen

In den nassen Riedwiesen wurde früher nur Streue gewonnen und Torf gestochen. Noch vor nicht mal 100 Jahren haben hier noch die Birkhähne gebalzt. Durch Nutzungsintensivierung ist ein großer Teil der Moorlebensräume und der typischen Arten aus dem Ried verschwunden. In den eher nassen und schwer zu bewirtschaftenden Moorkernen sind noch größere Komplexe erhalten geblieben. Viele Flächen werden noch als Grünland genutzt, davon ein größerer Teil vergleichsweise extensiv mit Förderung durch das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP). Im Rahmen des Projektes sind ergänzende Maßnahmen zur Aufwertung der Wiesen geplant, wie z. B. eine Optimierung der Bewirtschaftung oder die Steigerung der Artenvielfalt durch Ansaat oder Mahdgutübertrag. 

Einen Spezialfall stellen Streuwiesen dar, die historisch im Herbst als Einstreu gemäht wurden. So entstanden sehr magere und artenreiche Wiesen, deren Nutzung heute nicht mehr wirtschaftlich ist. Streuwiesen werden daher heute durch regelmäßige Landschaftspflege offen gehalten, da ansonsten Schilf und Gehölzsukzession sich in den Flächen ausbreiten würden. Sie stellen bei der Pflege eine besondere Herausforderung dar, da auf den nassen Moorböden Spezialmaschinen und einiges an Erfahrung für die Mahd erforderlich sind. Über Projektmittel wird daher jährlich die Mahd von rund 80 ha im Naturschutzgebiet Mertinger Höll finanziert. Es wird eine schonende Mahd mit Messerbalken durchgeführt, um die Verluste von Amphibien und Insekten soweit möglich zu reduzieren. Ergänzend werden stark eingewachsene Feuchtflächen entbuscht, um artenreiche Grünlandlebensräume wiederherzustellen. 

Im Bereich des Oberndorfer Riedes werden größere Flächen auch beweidet. Auf den Weiden befinden sich Wasserbüffel und andere Rinderrassen, die mit den feuchten Flächen und dem eher mageren Aufwuchs gut zurechtkommen. Insbesondere zur Offenhaltung von „schwierigen“ Flächen mit unebenem Gelände und starker Vernässung stellen Weidetiere oftmals eine bessere Alternative zur maschinellen Mahd dar.

Aufwertung von Wiesenlebensräumen

Zur Bestandserfassung wurde im Frühjahr 2024 eine Übersichtskartierung der Vegetation im Mertinger und Oberndorfer Ried begonnen. Es zeigte sich, dass die Pflanzenwelt auch in extensiv genutzten Wiesen relativ artenarm ist. Dies kann z.B. auf eine zurückliegende intensivere Nutzung, Verbrachung oder zu starke Entwässerung zurückzuführen sein. Unsere Zielsetzung ist es daher, Wiesen durch angepasste Nutzung und Maßnahmen wie z.B. Mahdgutübertrag aufzuwerten. Im Fokus stehen hierbei Wiesen die sich im öffentlichem Besitz befinden und zum Zwecke des Naturschutzes angekauft wurden. Ebenso sollen bei Einverständnis von Pächtern und Eigentümern private Flächen in die Maßnahmen mit einbezogen werden, wenn Potential für eine Aufwertung besteht oder diese z.B. als artenreiche Spenderflächen geeignet sind.

Als Maßnahme soll nach mehrmaligem Fräsen ein direkter Übertrag von artenreichem Mahdgut oder eine Einsaat erfolgen. Dabei wird nicht großflächig gearbeitet, sondern streifenweise.

Im Rahmen des Projekts können Landwirte auch zur Anpassung von VNP-Verträgen beraten werden. Maßnahmen zur Pflege und Entwicklung besonders hochwertiger Flächen können auch über Projektmittel finanziert werden.

Artenschutzmaßnahmen

Im Projekt sind auch Maßnahmen zur Förderung wertgebender Arten der Riedlandschaft geplant. So können Flachmulden und Kleingewässer für den Laubfrosch angelegt oder bestehende Mulden optimiert werden. Auch ein Monitoring zur Verbreitung und Bestandsentwicklung verschiedener Zielarten wird durchgeführt.

Öffentlichkeitsbeteiligung

Die Umsetzung des Projektes erfolgt in enger Absprache mit den beteiligten Kommunen, Behörden und Interessensvertretern. Hierzu wurde eine Projektbegleitende Arbeitsgruppe (PAG) ins Leben gerufen, die regelmäßig tagt. Die erste Sitzung fand am 17.06.2024 statt.

Der Landschaftspflegeverband informiert Bewirtschafter und Eigentümer im Projektgebiet gerne über die näheren Ziele des Projektes und berät zu den Möglichkeiten einer moorschonenden und extensiven Landnutzung. Wenden Sie sich bei Interesse gerne an uns!

Ansprechpartner

Günter Riegel

Geschäftsführer

Tel.: 09080/99892-20

Mobil: 0151 428 994 38

E-Mail: riegel@lpv-don.de

Michael Sandner

Tel.: 09080/99892-12

Mobil: 0151 403 384 80

E-Mail: sandner@lpv-don.de

Bilder Galerie

Bisherige Maßnahmen (Auswahl)

  • Pflege von Nass- und Streuwiesen im Mertinger Ried (Juli 2024 – September 2024)
  • Pflegemaßnahmen auf Wiesen und Weiden im Oberndorfer Ried (August – Oktober 2024)
  • Kartierung von Vegetation und Zielarten der Fauna seit Mai 2024

Wir sind gerne für Sie da!

Unsere Geschäftsstelle im AFZ:
Landschaftspflegeverband Donau-Ries e.V.
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Daher vereinbaren Sie am besten einen Termin, wenn Sie in der Geschäftsstelle persönlich mit uns sprechen wollen.

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